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Auszug aus der Rede
von Heike Karcher:
"...Zwischen der Idee, ein Kulturzentrum für jeden
zugänglich zu gründen, und heute sind bereits 10 Jahre
vergangen. Damals schloss sich eine damit verbundene
1-jährige Beratung zur Existenzgründung als Kunstatelier mit
dem 1. Vorsitzenden des Berufslandesverbandes für
Künstlerinnen und Künstler, Herrn Bernhard Meyer an. Ein
35-seitiges Konzept entstand. Gefördert wurde dies vom
Hessischen Ministerium für Wirtschaft in Wiesbaden.
Überprüft wurde unter anderem
-die Darstellung der Gründerin und Überprüfung ihrer Eignung
-eine Markt und Wettbewerbsbetrachtung
-eine Finanzrechnung
-eine Geschäftsorganisation
-Ergebnisse und Empfehlungen
-Ein Zeit-/und Businessplan
Diese Dinge hatte ich
alle gut und als fähig bestanden. Es sollte ein Haus mit
Atelier und eine Kunsthalle entstehen. Die Gemeinde hatte
damals nach langem hin und her das Land in Erbbaupacht, mit
damit verknüpften Bedingungen an uns zur Förderung der
Künstlerin Heike Karcher und der Kultur vergeben.
Vom Zahlenwerk hatte alles gepasst, wobei auch alles bis zum
Anschlag ausgereizt war. Aus dieser Zeit gab es auch regen
Schriftverkehr mit dem damaligen Ministerpräsidenten Herrn
Roland Koch. Ergebnis: Wenn die Halle stünde, gäbe es
Förderungen, das verspreche er mir, aber erst wenn die Halle
stünde.
Der Atelier-Bau war eine Ansammlung des Beweises extrem
flexibel zu sein, und bald mit nichts und ein paar guten
Freunden allein weiter zu arbeiten. Im Dezember 08
berichtete ich im Rahmen einer Vernissage mit dem Titel
„Lagebericht“ darüber (siehe Web-Seite).
Hinzu kam eine private Veränderung, die die finanzielle Lage
enorm verschlechterte. In den letzten 6 Jahren standen wir
einige Male vor dem Aus. Es gab zahlreiche schlaflose
Nächte, die Kinder brauchten Ihre Mama,
ich hatte die alleinige Verantwortung.
Also: Geht nicht gibt’s nicht, es gibt keine Probleme, es
gibt nur Lösungen, so das Motto….und so mobilisierte ich
immer wieder meine Kräfte, jeden Morgen aufs Neue…die Kinder
mussten und müssen zur Schule, brauchen Hausaufgabenhilfe,
Verpflegung und vor allem: Seelisch/moralische
Unterstützung.
Das lenkte auch immer wieder ab. Hinzu kamen dann doch so
einige Anerkennungen, wie
-Kunstmesse Parmainarte im Museum Parma
-Ausstellungsbeteiligung während der 49. u. 50. Biennale in
Venezia
-Eine Kunst-Jury in Frankfurt wählte mich für die
Ausstellungsbeteiligung im Guandong Museum of Art in
Guanzhou/China aus
-Auftrag für den Entwurf eines 1,50 x4,50 m-Leinwandtuches
für die
Trauerhalle in Astheim
-Stilbeschreibung von Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Dekan
der Uni
Hildesheim, und Elke Höft, Germanistin
-Weltausstellung Shanghai
-Anfrage ob ich die Künstlerische Jury für die Vergabe von
Kulturellen
Preisen in GG sowie den Kulturförderpreis in GG übernehmen
würde
-Aufnahme in den Kulturaltlas in GG und damit verbundene
Stammtischtreffen im Museum GG
-Europäische Ausstellungsbeteiligung im Museum Floridia/Seragusa
Sicilia
Das hört sich wohl alles ziemlich vermögend an. Tatsache
ist: Erst kommt der Ruhm, dann kommt lange nichts,
irgendwann kommt der finanzielle Erfolg. Es ist nun mal so,
dass die Strukturen unserer Gesellschaft heute anders sind
als vor 100ten von Jahren, als die Maler vom Hofe ihr Gehalt
bekamen und umsonst logierten.
Die Messen kosten enorm viel Geld, auch wenn es noch so eine
Ehre ist ausgewählt worden zu sein, die Bilder müssen
verschifft oder verschickt werden. Oftmals sind noch Flug u.
Hotelkosten dabei. Das alles muss erst erwirtschaftet
werden. Immerhin dieses Glück habe ich, diese Apparatur
trägt sich mehr oder weniger von selbst. Die meisten
Künstler haben dieses Glück nicht.
Hinzu kommt aber auch, dass die Halle bis heute nicht steht.
Zum Glück werde ich oft darüber von außen informiert, sonst
würde ich das wohl selbst gar nicht mitbekommen.
Auch dieses Problem beschäftigte mich viele Jahre, ich
recherchierte natürlich auch unentwegt nach einer Lösung,
die ich mir leisten konnte. Darüber gibt es 2 dicke Ordner,
die Ideen reichten von einer Rundhalle, die eingereicht und
von der Gemeinde abgelehnt wurde bis hin zu ausgedienten
Schiffscontainern, Silocontainern, die man umbauen könnte,
auch 4 Holzwürfel waren in der Überlegung, um ein paar zu
nennen. Dann gibt es da noch das Angebot über die
2.Markthallen großer Firmen. Ein guter Freund nannte mir die
Fa. Graeff nach einem geselligen Abend, indem ich auch
dieses Thema ein weiteres Mal aufgriff.
Ein Heike-Spezial gebündelter Energie-Apparat setzte sich
seit den letzten Herbstferien ein weiteres Mal in Gang…eine
geeignete 2. Markthalle wurde gegriffen, nachdem gute
Freunde, die finanzierende Bank ohne deren Vertrauen mir
gegenüber das Zentrum auch längst gestorben wäre ,ein
weiteres Mal helfen.
Die Baugenehmigung ist vorhanden, die Bodenplatte geregelt,
eine Land-Vermesserin bestellt. Warten auf frostfreies
Wetter für den Beginn. Und wie es so immer wieder so
Heike-Spezial kommt, war die bestellte Halle nicht mehr
greifbar…Die genauen Ausführungen würden hier den Rahmen
sprengen.
Aber, wieder Mal Glück im Unglück gibt es so eine nagelneue
knallrote Kunsthalle nach unseren Bedürfnissen mit
Glasbändern auf den Längsseiten, und einen Sponsoring des
Herrn Graeff, der auch hiermit auf der Liste der
Kunstförderung hinzugefügt wird.
Seit 2 Jahren gebe ich Kunstunterricht in der Schule. Im
Herbst habe ich aus der Schule das erste Praktikumskind.
Auch heute muss ich sagen, arbeiten mit Kindern macht Spaß,
auch wenn es anstrengend ist. Die Symbiose mit der Malerei
und den Kindern ist ausfüllend, damit ein Ausgleich für die
wenige Freizeit die ich habe. Mit der Halle hoffe ich dies
weiter ausbauen zu können.
Hiermit stelle ich fest, dass sich das permanente Kämpfen
für eine Sache, von der man zu 100% überzeugt ist lohnt auch
wenn man oft falsch vom Umfeld eingeschätzt wird und immer
wieder neue Hürden überwinden muss. Das ist so Wohl im
Privat-Geschäfts-und auch Politischen Leben wobei ich selbst
letzteres seit 5 Jahren als Gemeindeparlamentarier erlebe
und mitgestalte. Als ich 1986 bei einem internationalen
Wettbewerb als Preis ein Besuch nach Bonn erhielt, durfte
ich mit anderen Preisträgern mit dem damaligen
Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker über Ausartungen
von Parteien und deren Folgen (siehe 3.Reich) diskutieren.
Ein Preisträger fragte den Bundespräsidenten, Wie man eine
Grenzüberschreitung erkennt sodass so etwas wie in der
Hitlerzeit nicht mehr passiert. Herr von Weizsäcker ging in
sich, stockte kurz und antwortete: Selbst wenn wir hier uns
politisch nie engagieren möchten, so sei es wichtig immer
zuzuhören und mit zu denken, Augen und Ohren auf… dann könne
so etwas nicht mehr geschehen. Mitdenken und zuhören, ich
hab es nie vergessen und für mich beherzigt. Es wird immer
und überall behauptet und dagegen behauptet, und ich bitte
Sie, denken Sie auch die Wahlen betreffend nach, das eine
oder andere ist noch in den Köpfen und nicht vergessen.
..."
(Heike Karcher) |