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Rede zur
Kulturhalleneröffnung am 03.06.2012, 11:00 Uhr
von Heike Karcher
Ich begrüße Sie recht herzlich an diesem besonderen Tag.
Wenn gleich ich Ihnen mitteilen muss,
dass dies eine Fata Morgana ist. Sie sind nicht hier,
sondern liegen noch im Bett, drehen sich vielleicht gerade
nochmals um, sitzen am Frühstückstisch oder gehen mit dem
Hund spazieren. Hier sieht es noch aus wie auf dem letzten
Grünstreifen neben an.
Vor ca. 4 Wochen schaute ich in 2 Augen, bettelte ein
weiteres Mal um Fairness, sagte, dass ich kurz vorm
Zusammenklappen sei. Ich kann den Blick, der Freude und
Genugtuung ausdrückte, nicht vergessen. Ich verstehe nicht,
wie es Menschen gibt, die Freude daran haben andere
vernichten zu wollen, dafür wirklich alles geben, die
Wahrheit nicht wahr haben wollen, verschleiern...
Eine Woche tat ich mir leid, war frustriert, entsetzt, hatte
wieder einmal Schlafstörungen, die ich mit Malen ausglich,
denn Zeit ist wirklich eine wertvolle Sache... Die
Geschichte zog mich ein weiteres Mal so runter sodass ich
diesen heuten Tag absagen wollte...
Während meiner nächtlichen Malereien, kam mir immer wieder
folgende Szenerie in den Sinn:
Als ich 2004 in Guanzhou (China)die Ausstellungsbeteiligung
in dem Musueum of Modern Art hatte, reisten wir noch ein
bisschen im Süden Chinas rum. Wir hatten auf einem Markt
eingekauft, Heike links und rechts 2 Taschen in der Hand.
Eine steile, lange Steintreppe führte zum Lee-River, Heike
musste sich das natürlich ansehen. Glitschige, große Steine,
was mir egal war, ich wollte einfach da mal runter schauen,
rutschte aus, machte den Abgang in den Fluss. Bruchteile von
Sekunden, hoffte, dass ich lang genug war um zum Stehen zu
kommen, eine halbe Drehung während dem Sturz, so konnte ich
mich an der Steinwand festhalten, je nach dem wie ich
landete, ein Anhaltspunkt.
Aber die Arme hoch, ich hatte 2 Taschen in den Händen, mit
Kamera, Papieren, Einkäufen. Ich kam zu stehen, war im
Wasser bis zum Busen nass, die Taschen waren in der Luft,
nix passiert...
Ein Kunstkollege fotografierte den Anblick, schickte mir das
Foto mit der Bildunterschrift: „Heike geht nicht unter“.
Irgendwie hat es in meinem Hirn wieder klick gemacht, die in
der Zeit gemalten Bilder, gefielen mir, brachten meine Kraft
zurück.. So war ich wieder kampfbereit... Aufgeben: Negativ.
„Heike geht nicht unter, genug bedauert, aufstehen und
bewegen“
Ein Gespräch einer Kunstinteressierten und Käuferin kam
gerade richtig. Die inzwischen lieb gewonnene Freundin sagte
Folgendes: Heike, ich Danke Dir, durch Dich finden wir
gerade den Weg zur Kultur und Kunst. Du beflügelst uns, wir
kriegen durch dich neue Impulse. Deine positive Ausstrahlung
färbt auf uns ab. In Deinen Bildern finden wir die
ausstrahlende Kraft wieder, die wir jeden Tag anschauen
dürfen... Du öffnest uns neue Wege....
Meine Berufung wurde mir ein weiteres Mal bewusst: Aus
Kindern starke, selbstbewusste Erwachsene zu machen, den
Erwachsenen, die es warum auch immer nicht sind, ein
Stückchen meiner Kraft abgeben, zu teilen... was ich habe.
Wer mich kennt, weiß ich falle mit der Tür ins Haus, komm
ziemlich schnell auf den Punkt. Und so werd ich an dieser
Stelle einfach so ehrlich sein wie noch nicht zuvor. Zum
Abschuss bereit...
Heute rede ich ohne Umschweife über mein Leben mit der
Kunst, den Kids, den Erlebnissen mit anderen, weil in jedem
meiner Bilder was davon drin steckt... In den einen sehr
viel in den anderen kaum spürbar...
Ich versuchte immer Privates von der Kunst zu trennen. Es
gab Menschen, die meine Ausstellung besuchten, mir ohne mich
persönlich zu kennen anriefen. Titel auswendig kannten und
mir auf den Kopf zu wie aus einem Buch aus den Bildern die
persönlichsten Dinge beschrieben, bis ins Mark, wie ich es
nie zulassen wollte, war daher regelrecht geschockt. Alles
was Sie hier sehen, ist mit einem immensen Willen, einer
extremen Gratwanderung geschaffen worden über viele, viele
Jahre.
Hätte ich nicht die Malerei gehabt, in der ich verschwinden
konnte, wenn es wie oft ausweglos schien und Kinder, die
unheimlich lieb und sozial sind, ich stünde heute nicht
hier. Hier an den beiden Wandlängen sehen Sie Bilder, die
wie ne Art Kreuzweg, meine Geschichte der letzten 2 Jahre
beschreibt. Es hat sich einfach so ergeben. Ich wollte die
Halle, die doch so einige Menschen viele Nerven gekostet hat
und die zusammen mit mir Blut und Wasser schwitzten, dann
doch besonders würdigen und nicht grade Bilder aus meinem
Bestand hier hin hängen.
Mein besonderer Dank gilt hierbei:
Bürgermeister Jürgen Arnold , den Gemeindevertretern, die an
mich glaubten, Herrn Diehl aus dem Bankvorstand, der leider
nicht mehr unter uns ist und Herrn Bittner, die in einer
sehr menschlichen Bank arbeiten und es honorieren, wenn man
mit wenig haushalten kann, das Fehlende mit Körper und
Hirneinsatz ausgleicht.
Pan und Till Hoffmann, die als Architekten, den chaotischen
Bau kreierten und betreuten, die Flinte nicht ins Korn
warfen, auch Einiges zur Förderung der Kultur umsonst
machten. Freunde, die sich für einen blamiert hätten (Sven)
was ich ihnen nie vergesse.
Hallenhersteller Herrn Gräff, der tragischer weise eine
Woche nachdem die Halle gestellt war im Urlaub tödlich
verunglückte und Frau Arnold, die hin und her rechneten, mir
die Halle zu Konditionen gaben, wie ich se nie mehr bekommen
würde.
Kay Dörrhöfer, der wohl auch die eigentliche Bodenplatte zur
Förderung der Kultur machte... helfende Hände von Freunden,
die u.a. umsonst arbeiteten,
Axel Kilo..
Ebenso unser
afrikanischer adoptierter Opa Winni, dem wir helfen wollten,
inzwischen ist er ein guter Gesprächspartner und eine enorme
Hilfe im Haushalt/Garten und eben ein prima Opa für die
Kinder.
Gedacht war dies ursprünglich mit einem Mann, der für mich,
seit ich 15 Jahre alt war, mein Traumprinz war. Durch den
Bau hier, u Dinge, die parallel passierten, merkte selbst
ich, dass ich nicht die dazu gehörige Prinzessin war,
sondern das Arbeitstier, das zu Reichtum verhelfen sollte...
ansonsten keine Ansprüche stellen soll. Und die Hausarbeit
mit den 6 Kindern ist zu vernachlässigen, es hat einfach so
nebenher zu laufen. So machte ich dann offiziell alleine
weiter. Dinge, die ich selbst regeln konnte, erledigte ich
ohne zu wissen ob ich das jemals alleine schaffen würde.
Jahrelange Verhandlungen mit der Bank, der Gemeinde, dem
Gatten...Im Haus die Mängel beseitigen und zum Teil selbst
fertig stellen. Eigentlich hatte ich mal Höhenangst, hab se
überwunden, konnt auf ein Mal Dinge wo ich nicht wusste,
dass ich se kann. Dinge, für die es eigentlich gelernte
Berufe gibt. Augen zu und durch. Hinzu kamen die Kinder, die
Mama und eigentlich Papa brauchten, Spätzünder in der Schule
schon immer waren, sogenannte Lernverweigerer, der ganz
normale Tagesablauf, der auch bewältigt werden wollte.
Menschen, die einem verurteilten, weil sie dies und das
hörten, die Gerüchteküche brodelte. Das Erreichte wird uns
nicht gegönnt, jedoch würden auch die wenigsten diesen
Dauereinsatz bringen wollen.
Eine Liebe, die wohl die
einzig aufrichtigste in meinem Leben, die jedoch mit den
Umständen und Sorgen keine Chance hatte...
Wenn ich nicht mehr konnte, alles aufgeben wollte, schaute
ich in wie viel Kinderaugen, die total entspannt zu mir
sagten: Mama, Du schaffst das alles, hab keine Angst bei
Dir... Und wieder einmal war mir die Entscheidung ab
genommen. Ärmel ein weiteres Mal hoch und durch..
Wenn ne Partnerschaft zerbricht und so viele Kinder da sind
fragt man sich ob das wirklich nötig war. Hätte man doch mal
vorher aufgehört... Diese Verantwortung... Wie oft hab ich
darüber nachgedacht, festgestellt, dass ich keins mehr her
geben wollte, auch wenn ich manch mal im Quadrat hüpfen
muss. Wie lag es da auf der Hand, dass ich zusagte, als der
damalige Direktor der MPS in Trebur, Herr Holzhauer bei mir
anfragte ob ich den Unterrichts-Ausfall wegen einem Unfall
einer Kunstlehrerin übernehmen würde. Was sich als eine
echte Herausforderung darstellte, weil es ein extremer
Jahrgang war wie mir auch immer wieder die Kollegen
bestätigten. Aber auch hier kein Aufgeben, sondern
nachdenken und helfen. Ein manches Mal dachte ich, ich hätte
echt nicht mehr alle Tassen im Schrank, hatte den Stress zu
Haus und dann in der Schule. Nachdenken, die Kids
beobachten, Konfliktlösungsseminare besucht... Auch hier,
merkte ich, wenn ich aufgeben wollte, es kommt was zurück.
Die Schüler merken doch, dass man sich um sie Gedanken
macht, schalten um und wenn sie es vielleicht am Anfang für
den Lehrer machen.... Und ich stelle fest, dass die Malerei,
die Kinder und die Tiere meine Berufung sind, sie brauchen
mich und ich brauch sie.... Wenn Ferien sind, hab ich
richtig Heimweh nach meinen Schülern...
Wo ich besonders stolz darauf bin, ist meine immer stärker
wachsende Kunst-AG hier in der MPS, inzwischen habe ich 2
große Kurse...a uch mit Kindern, aus den stressigen
Anfängen... die fleißig seit 3 Jahren bei mir in ihrer
Freizeit pinseln und mit Freude dabei sind. Deshalb hab ich
hier eine Ecke für sie eingerichtet...
So aber jetzt noch zum Wichtigsten:
Was passiert denn in der Halle? Im nächsten Frühjahr wird
hier eine Malschule entstehen. Es gibt Kurse für Jung und
Alt, sowohl meine Kunst einführend als auch frei malend, je
nachdem wie es gewünscht wird. Eine Malgemeinschaft die
einfach gerne malt, evtl. auch am Wochenende, wo etwas wie
der blaue Reiter entstehen möge....
Wer hierbei Interesse hat, kann sich einfach über die
Webseite oder telefonisch bei mir melden...
und vormerken lassen. Dann wird es 2 feste Ausstellungen im
Frühjahr und im Herbst geben, mit anderen Kunstkollegen...
aus Nah und Fern.
Wie im Konzept vorgesehen möchte ich Schritt für Schritt die
Sekundärkunst in Angriff nehmen, d. h. als Beispiel meine
Kunst auf Tassen, Bambusschalen, vielleicht auch auf
Teppichen, Vorhängen, Stoffen, Möbelstücken....
Bücher gibt’s bisher 2 Stück mit meiner Malerei. Eines
können Sie heute erwerben mit dem Titel
"Theater machen". Ein 2. mit dem Titel "Bela und Borstig"
hängt hier noch auf der Wäscheleine. Es wurde von der
Autorin, Elke Höft, am Tag des Buches in der evang.
Kirchengemeinde Groß-Gerau vorgelesen, ich zeigte den
Kindern diese Originale dazu... Tage später bekam ich einen
Anruf von einem Buchhandel in Riedstadt. Es sei Kundschaft
da für das Buch Bela und Borstig, die Buchhändlerin fände es
in keinem Verzeichnis. Diese Tage wird das Buch verlegt.
Dann können hier kulturelle Veranstaltungen wie Kabarett,
Theatervorstellungen, musische oder schauspielerische
Darbietungen, Autorenlesungen, Filmvorführungen etc. statt
finden.
Hier bin ich für alles offen.
Am 8.9.12 findet hier z.B. eine Benefiz-Veranstaltung mit
verschiedenen Bands, durch die Partnerschaft 3Welt statt.
Der Erlös kommt Projekten in Kenia zu Gute....
Also immer in die Webseite schauen, auf Heike Karcher
googeln, hier gibt’s immer die neuesten Aktionen oder
einfach anrufen....
Heute gibt es übrigens Halleneinführungs-Sonderpreise bei
allen hier vorfindenden Kunstwerken, also zuschlagen... 5 %
der Erlöse werde ich dem Kinderschutzbund spenden...
Hier gibt es noch ein Gästebuch, wer, über Aktionen
informiert werden möchte, kann sich hier auch gerne
eintragen...
Jetzt lade ich Sie recht herzlich ein bei einem kleinen
Umtrunk und ein paar Häppchen die Kunst des Lebens zu
genießen...
Viel Spaß
Heike Karcher
Presseberichte:
Main-Spitze: Künstlerin Heike Karcher eröffnet in Astheim
ihr Atelier-, Kunst- und
Veranstaltungszentrum im Gewerbegebiet (06.06.2012 -
ASTHEIM) von Detlef Volk
Echo: Ein neuer Ort für Kunst, Kultur, Theater und Musik |